Lester erhielt eine Bitte um Hilfe von seiner Heimat „Ayvorra“. Er fragte einige seiner Freunde und Weggefährten, ob sie ihn begleiten wollen und so machen wir uns auf den Weg. Es kamen noch einige Priesterinnen von Te’Masâth‘s dazu.
Da bei der Abreise das Land noch im Nebel verborgen war, wurde uns die Reise von einer solchen Priesterin ermöglicht. Sie verlief ohne Zwischenfälle und wir betraten das Land an jenem Ort, an dem Lester vor 20 Jahren angeblich eine Katastrophe angerichtet haben soll. Darüber gab es auch schon eine Gerichtsverhandlung, in der Lester wegen Sachbeschädigung verurteilt wurde. Die Verhandlung über die unzähligen Todesfälle war jedoch vertagt worden und Lester hatte dem Land und Gericht sein Wort gegeben, im Fall neuer Beweise freiwillig zurückzukehren.
Bei unserer Ankunft wurden wir freundlich von einem Gastwirt empfangen und bekamen warmes Essen. Er wusste, dass heute Besuch kommen würde.
Wir analysierten den Ort und stellten sehr bald fest, dass es tatsächlich jener Ort war, von dem Lester und berichtet hatte. Er wurde jedoch nicht ausschließlich vor 20 Jahren „gebrochen“, sondern ebenso erst vor kurzer Zeit. Das Land war nicht in der Lage, diese Wunde zu schließen. Bei der Besichtigung der Umgebung fanden wir eine Art Tor oder Portal, welches aus zwei Arten von Feuer bestand: eine Art war der von Lester sehr ähnlich, die andere wiederum eine dunklere Version davon.
Nach vielen Diskussionen beschlossen wir, uns alle an den Händen zu fassen und in einer Reihe durchzugehen – wir waren uns sicher, dass Lester der Schlüssel war. Der Durchgang war eng und manchmal hatte man das Gefühl, von den Wänden berührt zu werden, aber der Weg war kein Problem. Als wir endlich wieder draußen waren, wurden wir von einem hellen, weißen Licht so sehr geblendet, dass wir nichts mehr sehen konnten. Wir versuchten durch Rufen herauszufinden, ob wir noch alle waren. Es gingen mehr als 20 Personen durch das Portal, aber wir waren nur mehr 7: Laani, Aristachos, Quenya, Merl, Kaleeya, Leseyja und ich. Kaum hatten wir dies festgestellt, hörten wir Aristachos lachen und schreien – es schien, als wäre er von Emotionen überfallen worden. Gleichzeit begann Laani einen Text zu sprechen: „Feuer, Feuer, es waren drei Menschen, nein vier, einer läuft davon, Lester steht in den Flammen, seine Haare brennen, seine Augen glühen und er schleudert Magie, unbändige Magie in die Welt, dann ist Stille, …“. Dann folgte ein Text über eine Schale und das Innere , über verlassen werden, Tod und Stille. Sie wiederholte den Text immer wieder und mit einem Mal beruhigte sich Aristachos und auch Laani hörte auf, ihren Text zu sprechen. Stattdessen vernahmen wir die Rufe unseres Freundes Lester. Mit Laanis Hilfe schafften wir es, Lesters Stimme zu folgen und unseren Freund zu treffen. Dann verschwand auch langsam dieses helle, weiße Licht. Von Lester erfuhren wir nun, dass er sich zwischen seinen beiden Göttinnen Selune und Te’Masâth entscheiden hätte müssen, er aber keine Wahl getroffen hat. Daraufhin lösten sich beide Verkörperungen der Götter sich wieder auf.
Gemeinsam folgten wir nun einem Weg und fanden nicht weit entfernt eine Hütte. Dort trafen wir eine große Anzahl von Menschen, die alle speziell waren. Nach einigen Stunden und vielen Überlegungen kamen wir zur Überzeugung, dass sie alle Aspekte von Lester und wahrscheinlich des Landes waren. Dank unterschiedlicher magischer Untersuchungen konnten wir bei fast allen eine Verbindung zu Lester bestätigen.
Nach viel zu vielen Stunden des Wachseins, des Redens und des Nachdenkens fielen wir alle in unsere Betten und verbrachten eine ruhige Nacht. Der nächste Tag begann mit der Ankunft einer weiteren Person: einer jungen Dame, die sehr traurig und verstört wirkte. Sie erzählte uns, dass ihr Dorf von Jahren vernichtet wurde, aber die Seelen ihrer Eltern immer noch herumirren würden. Es fand sich eine kleine Gruppe, die sich dieser armen Seelen annehmen wollten und wir machten uns auf den Weg. Doch wir fanden kein Dorf, weder in der realen noch in der astralen Welt, aber Laani erkannte die emotionalen Reste eines Holzhauses und einer frischen Leiche. Kaleeya kümmerte sich um die Seelen und als sie versuchte, mehr über diesen Ort zu erfahren, wurden wir in einer Kuppel aus Dunkelheit eingeschlossen. Wieder schaffte es Laani, uns erfolgreich herauszuführen. Am Rückweg wurden wir überraschend von Schattenwesen mit Keulen, Schwertern und Krallen angegriffen. Wir versuchten Lester zu erreichen. Dies gelang uns auch und mit ihm kam Corris – wie wir später erfuhren ein Engel Selune‘s. Gemeinsam mit ihm und Lester schafften wir es, die Schatten zu vertreiben und sie waren sich einige, dass es sich um Kreaturen von Shar, der Gegenspielerin von Selune, handeln musste. Mit diesem Wissen machten wir uns zurück zur dunklen Kuppel und durch die Macht von Selune konnte die Kuppel eingerissen, die Shar-Priesterin entlarvt und unschädlich gemacht werden.
Nachdem wir durch viele Unterhaltungen die Entstehungsgeschichte des Landes erfahren hatten, begannen wir langsam zu verstehen, was passiert war. Vor hunderten von Jahren gab es zwei Entitäten: Rovar Avor und Lanadren Athor. Sie waren eine Gemeinschaft und als Rovar Avor beschloss, sich zu verändern und zum Land Ayvorra zu werden, kam es zum Zerwürfnis der Entitäten. Wir stellten weiters fest, dass dem Land sein Herz fehlte und konnten, dank einer Vision von Laani, erkennen, dass es noch eine weitere Ebene geben musste, an der das Herz zu finden war. Also machen wir uns auf die Suche nach einem passenden Tor, welches wir auch fanden. Hier passte aber Lester nicht mehr als Schlüssel. Aristachos baute deshalb einen Schlüssel und jeder von uns acht musste einen Teil seiner Essenz in diesen Schlüssel „füllen“. Einige von uns gaben astrale Energie und andere hielten den Schlüssel fest, wenn sie Tätigkeiten, die ihrer Überzeugung und Natur entsprachen, taten. Ich zum Beispiel, hielt den Schlüssel, als ich meine Rüstung und mein Schild reparierte. Nachdem jeder seinen Teil in den Schlüssel gefüllt hatte, traten wir in einer Reihe, uns gegenseitig haltend, in die Türe. Der Schlüssel passte und so kamen wir in eine weite Ebene.
Wir fanden ein ähnliches Haus, aber darin war ein Gerichtssaal eingerichtet und Lester wurde als Angeklagter behandelt. Wir, seine Freunde, waren Zeugen der Verteidigung oder Schöffen und mir wurde die Möglichkeit geboten, Teil der Verteidigung sein zu dürfen. Diese ergriff ich auch, um ihm ein möglichst faires Verfahren zu gewährleisten. Gegenstand der Verhandlung war die offene Frage, ob Lester ein Massenmörder war oder nicht. Die Verteidigung rief zuerst eine Reihe von Leumundszeugen auf, um dem Gericht das richtige Bild von Lester zu vermitteln. Der Ankläger versuchte, mit seinen Zeugen dieses Bild zu trüben und Lester als unverantwortlichen Magier dazustellen. Es wurde versucht zu beweisen, dass Lester durchaus über das magische Potential verfügte, um diesen Massenmord begangen zu haben und es wurden Zeugen aufgerufen, die ihn angeblich genau gesehen und erkannt hatten. Beides scheiterte an der Wahrheit. Die letzte Zeugin der Anklage brachte dann die Wende im Verfahren. Es wurde Lesters tote Frau aufgerufen und sie erkannte im Ankläger ihren Mörder und den Mörder des ganzen Dorfes. Mit den Worten „Dann war ich es eben“ verschwand der Ankläger und Lester kämpfte sehr mit seinen Emotionen. Uns wurde unterdessen der ganze Zusammenhang plötzlich klar. Der Ankläger war Lanadren, der schon vor 20 Jahren Lester benutzte, um Rovar Avor zu verletzen und den Verdacht auf Lester zu lenken. Unter diesem Dort, welches vernichtet wurde, hatte Rovar Avor ihr Herz versteckt und Lanadren hat es gewaltsam entfernt und ihr so eine schwere Wunde zugefügt.
Lester wurde von dem Gericht freigesprochen und wir hatten nur mehr eine Aufgabe: das Herz zu finden. Lester war sich sicher, den Weg zu finden und so folgten wir ihm. Das Vertrauen in ihn wurde nicht enttäuscht: er führte und zu dem Ort, an dem es versteckt war. Dort wartete aber schon Lanadren mit vielen Aspekten Lesters, die nun Waffen führten. Lester hatte dies schon vorhergesehen und uns gebeten, nicht den ersten Schlag zu führen. Aber sobald wir begannen, das Herz zu bergen, wurden wir von den Lebewesen und Lanadren angegriffen. Während Lester den Dialog mit Lanadren suchte, versuchten wir die Angriffe der Lebewesen nur zu parieren und sie ebenfalls mit Worten zum Aufgeben zu überreden. Es dauerte eine Zeit, aber dann fanden Lester und Lanadren einen Kompromiss. Er gab Lester das Herz und Lester gab ihm seine Magie, die dieser brauchte, um seine Welt aufrecht erhalten zu können. Denn Lanadren wollte nur das, was alle Lebewesen wollen: er wollte nicht allein sein. Er konnte nicht verstehen, dass Rovar Avor sich verändern wollte, er wollte sie wieder zurückbekommen und dachte er könne es mit Gewalt schaffen. Aber er hatte sich in den letzten Jahren eine neue Familie erschaffen und nun Angst auch diese zu verlieren.
Nach diesem Kompromiss ging alles recht schnell. Wir bargen das Herz, alle Aspekte von Lester gaben sich zu erkennen, verabschiedeten sich von ihm und zogen sich mit Lanadren in ihre Welt zurück. Auch wir fanden nun rasch den Weg zurück in unsere Welt, wo wir feststellten, dass wir nur 2 Stunden weg waren. Somit vergingen für Lanadren nicht nur 20, sondern 480 Jahre.
Nachdem wir dem Land Ayvorra das Herz übergeben hatten, bekamen wir noch mal Besuch und Corris, der nun Lester seine Insignien übergab und ihn somit zum Hohenpriester von Selune machte. Nach einem Gespräch mit der Hohepriesterin Feuer legte er mit seiner Annahme der Position als Hohepriester von Te’Masâth auch seinen Namen ab und wird von nun an als „Flamme“ durch die Lande ziehen.
Kaum war Corris verschwunden, tauchte eine junge Frau mit einer unglaublichen Ausstrahlung in Begleitung einer Jägerin auf. Die Jägerin gab sich als Königin von Ayvorra zu erkennen und die junge Frau war das Land selbst, welches sich bei uns für ihre Rettung bedanken wollte. Ich habe nur einen winzigen Teil des Landes gesehen, aber wenn das Land nur annähernd so beindruckend ist, wie diese junge Frau, dann hoffe ich, dass es mir das Schicksal erlaubt, eines Tages wieder nach Ayvorra reisen zu dürfen und beneide Flamme ein wenig für diese schöne Heimat.
Ich bin Flamme unendlich dankbar, dass ich Teil dieses wahrgewordenen Märchens sein durfte, denn wie oft im Leben, darf man zwei Entitäten helfen und sie in ihrer menschlichen Form kennen lernen? Außerdem wurde mein Glaube bestärkt, dass das Böse nicht einfach nur böse ist, sondern vielleicht nur traurig und einsam.