Griesheim, Sonntag 21.12.1895
Liebes Tagebuch,
du findest mich in heftigster Bestürzung ob der Ereignisse des heutigen Tages. Es sollte eigentlich ein Freudentag werden an welchem Annabelle einen Vortrag über den großartigen neuen Äthergenerator hält, welchen wir in monatelanger Forschung bei unserem wundervollen Arbeitgeber Presstin Industries entwickelt haben und welcher der Welt an diesem Tag vorgestellt werden sollte. Doch ach… so viel ist geschehen und so aufgewühlt ist mein Innerstes, dass ich kaum weiß, wo zu beginnen ist…
Der Jammer begann schon kurz nachdem Annabelle ihren Vortrag beendet hatte und wir Angesichts der Aufregung wieder leichter ums Herz wurde, weil sie die Intelligenz des Publikums für ihre Verhältnisse nur wenig beleidigt hatte. Du weißt ja, liebes Tagebuch, wie sie sein kann, umgeben von Leuten denen sie nicht den leisesten aller Gedankengänge zutraut. Leider gab es ein Problem mit den Projektor und die, von mir erst kurz zuvor erstellten, Skizzen und die Fotos der grässlichen Verheerung ehemaliger Ätherunglücke mussten per Hand herumgereicht werden. Trotzdem erntete meine liebe Freundin, Übergeordnete und Mentorin Beifall. Als sich die Menge auflöste um in kleinen Gruppen den Prototypen zu begutachten, kam ein Mann von der Presse zu Annabelle, um das Potenzial des Generators für Mode und Gesellschaft mit ihr zu diskutieren. Ich glaube, er war vom „PORTRAIT“, dieser Modezeitschrift, bei deren Erscheinen immer alle jungen Frauen wie aufgescheuchte Hühner zum Kiosk laufen, die mich aber meist verständnislos zurücklässt.
Da ich Angst hatte es könne wie ein unhöfliches Lauschen wirken, verfolgte ich das Gespräch nicht lange und sah mich stattdessen im Raum um. Stell dir meine Schockierung vor als ich plötzlich Cornelius an unserem Tisch entdeckte! Cornelius Titus Bacon von dem ich mich vor vier langen Jahren getrennt hatte, weil er mir eine andere Arbeit als Hausfrau beharrlich verweigern wollte. Erinnerst du dich an all das Leiden, das dieser Mensch damals in mir verursacht hat? Ich habe ihm damals erklärt, dass ich ausgiebig für die Ätherforschung tätig sein möchte, zumal ich die Chance hatte unter der, mir damals nur als Prof. Dr. Dr. Missing bekannten, führenden Koryphäe auf diesem Gebiet zu arbeiten. Das alles war ihm so gar nicht recht, da er zu allem Überfluss auch immer schon ein Äthergegner gewesen war, aber er hatte ja nie großen Weitblick gezeigt.
Nun nichts desto trotz, saß er da einfach völlig unbekümmert in dem Gebäude, in welchem ich täglich ein und aus zu gehen pflege. Er schien mich noch nicht einmal bemerkt zu haben, sondern starrte griesgrämig wie eh und je in die Menge. Natürlich konnte ich es nicht dabei bewenden lassen und sprach ihn an. Nun… fuhr ihn an um präziser zu sein. Mit einer derartigen Impertinenz, wie es wohl nur seine auf dieser Welt gibt, wollte er mir allen Ernstes erklären, er hätte keinen blassen Dunst davon gehabt, dass ich hier arbeiten geschweige denn anwesend sein würde und behauptete doch tatsächlich, ich hätte ihm nie zuvor erzählt, dass ich für Annabelle arbeiten (wollen) würde. Dessen nicht genug, wollte er mir dann Details zu meiner Arbeit mit Annabelle entlocken, offensichtlich um sie in einem hetzerischen Schundschreiben über die Ätherforschung bis zur Unkenntlichkeit zu verdrehen. Kannst du dir diese Anmaßung auch nur vorstellen, liebes Tagebuch?!
Selbstverständlich entspann sich daraufhin ein heftiger Streit an unserem Tische, der von anderen nicht unbemerkt blieb. Mr. Waldo Pitsworth stellte sich mir als Journalist der Commonwealth Times vor. Das ist jene Zeitung die Annabelle immer als Schundblatt bezeichnet, doch ich finde, dass manchmal durchaus gute Artikel darin zu finden sind. Meist liegen Exemplare davon in den Gesellschaftsräumen unseres Arbeitsplatzes, die ich gerne durchstöbere. Mr. Pitsworth war wohl auch nicht allzu angetan von Cornelius Gebärden und Reden. Außerdem äußerte er mir gegeben über ebenfalls den Wunsch Annabelle zu interviewen, doch ich erklärte ihm, dass sie wohl eher keine Intention dazu habe. Du weißt ja wie sie ist, liebes Tagebuch, sie redet nicht gerne mit Leuten und wenn dann nur um ihnen zu erklären, wie dumm sie sind (sofern ich sie nicht zurückhalten kann).
Ein wenig hoffte ich, Annabelle würde ihr Gespräch bald beenden und Cornelius bemerken, um ihn mit ihrer Art möglichst rasch zu vertreiben, doch sie wurde leider für die Generatorführung mit der Vizepräsidentin weggeholt, eine unbeschreibliche Ehre, wie ich erwähnen möchte.
Als sie gegangen war, beehrte Mr. Lambert unseren Tisch. Dies versetzte mich sogleich in heitere Stimmung, ist er doch der Manager meiner Lieblingsschauspielerin Miss Holgards und ich hoffte recht viel von ihm zu erfahren. Und tatsächlich teilte er uns mit, dass ein Film über den Äther geplant wäre in welchem Miss Holgards die Hauptrolle spielen sollte. Natürlich machte Cornelius sich weiter selbst lächerlich, indem er zugab keinen von Miss Holgards großartigen Filmen zu kennen und uns seine Ätherabneigung unverhohlen um die Ohren schlug. Es war mir fast peinlich ihn zu kennen! Zu meiner weiteren Bekümmernis teilte uns Mr. Lambert mit, dass sein großer Star sich bei ihrem Filmpartner Ken Kolbi mit einer Grippe angesteckt hatte und deswegen momentan unpässlich ist, doch er versicherte uns, dass beide in den besten aller Hände sind, da ein renommierter Pestdoktor Mr. Kolbi in Behandlung genommen hat und sich auch alle Erkrankungen in seinem Umfeld annehmen will. Welch ein zuvorkommendes Angebot, doch erschreckend, wie schnell sich so eine Grippe verbreiten kann. Natürlich musste Cornelius seine Anstandslosigkeit unter Beweis stellen, indem er anfing einem seiner Hirngespinste freien Lauf zu lassen und eine Verbindung zwischen dem Äther und den Grippeerkrankungen herzustellen. Ach liebstes Tagebuch, wäre diese Unannehmlichkeiten doch das Schlimmste des Tages gewesen!
Da beschloss ich, dass es Zeit wäre die Flucht zum Buffet anzutreten, wo ich auf eine Gruppe um Melissa traf. Sie stellte mich Leutnant Dorothy Jaine vor, welche mich zu unserer Ätherforschung befragte. Ich empfand sie als äußerst nette Person, doch fürchte ich mich ein wenig davor, dass das Militär unsere großartigen Fortschritte zu militärischen Zwecken verwenden könnte. Wie viele großartige Erfindungen zum Wohle der Menschheit wurden am Ende gegen sie gerichtet? Es wäre mir ein unendlicher Jammer, würde dies auch mit unserer Ätherenergie geschehen.
Als sich die Gruppe auflöste, streifte mich Melissa mit einer jener sanften liebevollen Berührungen, wie sie es zu tun pflegt, wenn sie uns für kurze Momente unbeobachtet wähnt. Wie immer durchfuhr mich ein wohliger Schauer der zärtlichsten Gefühle zu ihr. Manchmal wünschte ich, wir müssten nicht stets ein Geheimnis wahren, allerdings versüßt mir doch gerade solch ein Augenblick oft einen ganzen Tag. Hätte ich doch den Rest des Abends in diesem Moment verharren können, ich hätte die nachfolgenden Schrecken nicht erleben müssen.
Doch noch verlief das Bankett eine Weile in geordneten Bahnen. Als Annabelle von der Führung zurückkehrte tauschten wir uns über die Impertinenz von Cornelius und unsere beiderseitigen Befürchtungen über die womöglich angestrebte militärische Nutzung unserer Arbeit aus. Sie vertrat die Meinung, dass Cornelius in Wirklichkeit das Ansinnen hatte mich zurück zu erhalten oder zumindest in meiner Nähe zu schwelgen. Es entspann sich auch zwischen ihnen eine hitzige Diskussion, da er nicht müde wurde seine Abneigung gegen den Äther jederzeit in die Welt zu entsenden. Er führte sogar einen Zeitungsartikel der Commonwealth Times über eine mögliche Äthererkrankung gegen uns ins Feld, in welchem jedoch unmissverständlich erklärt stand, dass diese keinerlei Verbindungen zu Durbat aufweise. Ich fürchte lesen gehörte noch nie zu seinen Stärken…
Außerdem war er der Meinung, dass Bäume ein viel besserer Rohstoff zur Energiegewinnung wären. Abgesehen jedoch davon, dass unser Baumbestand ohnehin immer schmäler und schmäler wird, erklärte Annabelle ihm, dass Bäume durchaus auch ihre Gefährlichkeit hätten, wenn sie einem auf den Kopf fallen würden. Das war wie immer unverkennbar ihre Art mit derartigen Leuten umzugehen, die ihre Umgebung amüsiert, sie jedoch völlig ernst meint und ihr Gegenüber in den Wahnsinn treibt.
Mitten in diesem Streitgespräch zeigte sich in der Ätherbatterie, welche wir zur Erhellung auf unserem Tisch platziert hatten, eine Tesla-X-Reaktion. Ein faszinierendes Ereignis, denn bei so geringen Äthermengen hatten wir diese bis dato noch nie beobachten können. Cornelius wurde ob dieser Veränderung natürlich hochgradig nervös, da seine Kleingeistigkeit nicht zuließ, dass er eine andere Reaktion als Furcht auf etwas Unbekanntes hervorbringen konnte und wetterte nur umso vehementer gegen den Äther.
Da der Leutnant unseren Disput mitbekommen hatte, erhielten wir ein Angebot, dass sich um unsere Angelegenheiten gekümmert werden könne. Dies nahm mich völlig für ihre Person ein und ich werde diese Option sicherlich im Hinterkopf behalten. Nein natürlich, liebes Tagebuch, wünsche ich Cornelius keinen körperlichen Schaden, doch ein wenig Respekt, könnte ihm wohl kaum schaden.
Dann war das Abendprogramm an dem Punkt angekommen, an welchem Vizepräsidentin Steel ihre Rede halten sollte. Sie begann wortgewandt, doch sie konnte sie nicht zu Ende führen. Plötzlich ertönte ein schriller Alarmton aus dem Generatorraum und damit nahm das Unheil seinen Lauf. Noch jetzt zittert mir die Hand, wenn ich wieder daran zurückdenken muss.
Wir wurden zur Ruhe aufgerufen, natürlich war das bei uns Mitarbeitern gar nicht nötig. Wer schwache Nerven hat, darf sich nicht um die Teilnahme an einem solchen Projekt bewerben. Trotzdem muss ich ein unbehagliches Gefühl in meinem Inneren gestehen, als Mr. Reiter in den Nebenraum verschwand, um die Ursache zu ergründen.
Als er wieder heraustrat, war er sichtlich ermattet, hustete und musste gestützt werden, bis er auf einem Sessel Platz nehmen konnte. Er bekam kaum Luft und das Sprechen fiel ihm offenkundig sehr schwer. Glücklicherweise war ein Pestdoktor zugegen, welcher sich seiner in einem anderen Raum annahm. Ein Disput entbrannte, in welchem dem Generator die Schuld an allem gegeben wurde und zu unserem Entsetzen entdeckt wurde, dass das Ätherstrahlenkontrollgerät seine Anzeige von grün zu gelb verändert hatte. Ein gefundenes Fressen für alle Äthergegner im Raum, doch ich war mir sicher, dass so etwas eigentlich niemals auf normale Weise hätte passieren können.
Hierauf überschlugen sich die Ereignisse und es ist alles ein wenig verschwommen in meiner Erinnerung. Ein kleiner Personenkreis, zu dem Annabelle und ich zählten, erfuhr vor den anderen von so vielen grauenhaften Umständen gleichzeitig, dass mir auch im Nachhinein der Kopf noch schwirrt. Mr. Reiter war verstorben, woran genau war nicht festzustellen. Der Generator, welcher eigentlich noch einige Tage abgeschaltet bleiben sollte, war aus unerfindlichen Gründen in Betrieb. Außerdem schien seine Kraft zuzunehmen und eine Überhitzung zu verursachen, welche eine verheerende Reaktion auslösen konnte. Der Alarm hatte das Sicherheitssystem in Gang gesetzt, welches uns aus unerfindlichen Gründen im Gebäude gefangen hielt und als wären diese Dinge nicht schon schlimm genug, gab es im Gesellschaftsraum ein Leck in der Lüftung, welches dafür sorgte, dass die Ätherkonzentration dort anstieg. Ein Sachverhalt der uns, wenn auch nicht gleich umbringen, bei richtiger Menge doch bleibende gesundheitliche Schäden zufügen konnte. Es gab auch nur ein Telefon nach draußen und von dort erfuhren wir, dass wir nur eine Stunde hätten, um die Situation unter Kontrolle zu bringen, sonst würden Notfallmaßnahmen zum Schutz der restlichen Bevölkerung eingeleitet. Ich fürchte, ich muss dir gar nicht erst erklären, dass diese Schutzmaßnahmen keinerlei Korrelation mit dem Schutz der Anwesenden gehabt hätten.
Annabelle und mir war schlagartig klar, dass diese Umstände nicht durch einen Zufall ausgelöst worden waren, zu viele Sicherheitsvorkehrungen hatten wir selbst in wochenlanger Arbeit mit den Technikern für den Generator ausgearbeitet. Doch es war nicht der Moment, dies zu diskutieren, sondern möglichst rasch zu handeln. Der Paladin, der für den Schutz der Vizepräsidentin anwesend war, opferte einen Teil seiner stattlichen Rüstung, um das Leck in der Lüftung zu verschließen, doch das Schweißgerät befand sich im Vorraum zum Generator, wo die Ätherkonzentration mittlerweile ein gefährliches Ausmaß angenommen hatte.
Eile war geboten, als die Konzentrationsanzeige auch noch auf Rot wechselte. Als der Paladin sich statt dem Leutnant für die gefährliche Aufgabe freiwillig meldete und sich noch kurz Mut zutrinken wollte, fiel er plötzlich keuchend zu Boden, als hätte ihn eine Schwäche überkommen. Als dieses geschah, hechtete der Barmann zu der Waffe des Paladins und wollte diese ergreifen, doch schoss jener und streckte den vermutlichen Attentäter damit nieder, bevor er selbst in die Arme der Ohnmacht sank. Einen Moment waren alle erstarrt, doch dann eilte man zu den zwei am Boden liegenden und Lt. Jaine stellte sich stattdessen der Aufgabe die benötigten Gegenstände zu holen.
Ich fürchte mein Herz hatte ob dieses ganzen Tumults ein paar Schläge ausgesetzt, doch ich fasste mich wieder und fand endlich die Zeit nach Melissa zu sehen. Immerhin musste, neben all dieser Ereignisse, der plötzliche Tod ihres direkten Vorgesetzten sie getroffen haben, obwohl er (und ich möchte eigentlich nicht schlecht über einen Verschiedenen reden) eine sehr anspruchsvolle und durchaus oft schwierige Person gewesen zu sein schien. Melissa schien mir jedoch verhältnismäßig gefasst, ihr bereitete wohl eher die unmittelbare Gefahr durch die Ätherkonzentration Sorgen. Leider konnte ich ihre Ängste in diesem Punkt kaum zerstreuen, war es doch auch in meinem Kopf ein nicht zu verdrängender Gedanke.
Für den Austausch weiterer Worte blieb ohnehin keine Zeit, denn der Leutnant kam aus dem Kontrollraum gestolpert und hatte des Scheißgerät und den Schutzanzug gesichert. Während wir uns noch darum bemühten die Keuchende zum Sitzen und Ausruhen zu nötigen, ergriff Arthur schon das Gerät, welches uns Sicherheit versprach und machte sich an die Arbeit zumindest das erste Problem auf einer Liste der Vielfältigkeit zu lösen. Unterdessen erzählte Lt. Jaine von Stimmen, welche sie im Kontrollraum angeblich vernommen hatte, die von nirgends zu kommen schienen und sie leiteten. Ich empfand es nicht als den richtigen Augenblick dies zu erwähnen, doch ich erinnerte mich bei einigen Äthertestreihen ebenfalls ähnliches wahrgenommen zu haben. Ich werde wohl in den nächsten Tagen noch mit Annabelle klären, ob sie ähnliche Beobachtungen gemacht hat.
Als Arthur die Lüftung repariert hatte, konnte er mit Schutzanzug und Atemmaske gerüstet in den Kontrollraum vordringen und dort die Ätherkonzentration derart umleiten, dass man auch den Kontrollraum, wieder gefahrlos betreten konnte. Nun galt es eine Lösung für den überhitzenden Generator zu finden, dazu musste allerdings erst die Tür dorthin geknackt werden. Während Annabelle und Arthur damit beschäftigt waren, gestattete ich mir einen Moment der Schwäche und betete inniglich, dass wir diesen Tag überstehen mögen. Dabei bekam ich mit, dass der angeschossene Attentäter zwar von seiner Bewusstlosigkeit erwacht war, doch bevor man ihn befragen oder es verhindern konnte, sich mit einer Blausäurekapsel vergiftete. Der Paladin dagegen lag weiterhin regungslos auf eine Bank gebettet. Ach liebes Tagebuch, mein Herz ist so schwer, wenn ich dem Leid gedenke, welches mich umgab und dem Gedanken nachhänge, dass dies alles nur von Äthergegner ausgelöst wurde. Denn es stand für mich unverrückbar schon zu jenem Zeitpunkt fest, dass all dieses Grauen Teil eines penibel geplanten Anschlags auf unser Unternehmen und die fortschreitende Ätherforschung war.
Um meine Sinne von dieser Trostlosigkeit abzulenken, ergründete ich, ob ich Annabelle durch irgendeine Tätigkeit helfen könnte. Sie hatten mittlerweile die Tür aufgebrochen, doch die Anzeigen machten deutlich, dass die Konzentration im Generatorraum mittlerweile ein Ausmaß angenommen hatte, bei dem wir noch nie zuvor gearbeitet hatten und welches hochgradig gefährlich war. Außerdem wurde eine zusätzliche Ätherbatterie benötigt, die ich auftrieb indem ich nach der Batterie fahndete, in welcher wir zuvor die Tesla-X-Reaktion beobachtet hatten. Annabelle beauftragte mich noch mögliche Verbindungen eines Dr. Elbeo Calmin auszuforschen, der offenbar mit dem Anschlag zu tun hatte, zumindest hatten sie Dokumente in seinem Namen gefunden. Es war einer unserer Wissenschaftlerkollegen, der allerdings gestern bei der Arbeit gefehlt hatte und von dessen angeblicher Kündigung wir daraufhin erfahren hatten. Ansonsten könne ich nur abwarten, erklärte sie mir und machte sich bereit den Generatorraum zu betreten. Ich gab die Information des Namens an Mr. Pitsworth weiter, da ich annahm, dass ein Journalist die besten Befragungsmethoden hätte. Ansonsten vertrieb ich mir die Wartezeit mit einem gedrückten Daumen (du weißt, zwei bringen Unglück) und dem Gespräch mit verschiedenen Personen. Als positiv zu diesem Zeitpunkt kann ich eigentlich nur vermelden, dass Cornelius mir nicht noch zusätzlich auf die Nerven fiel, sondern sich in sein Notizbuch vertieft von mir fernhielt. Ein Buchhalter, der von dem Tumult nichts mitbekommen hatte, war erschienen, weil er den Komplex nicht verlassen konnte. Viel zu lange wähnte mir die verstreichende Zeit und füllte mein Herz mit Besorgnis um Annabelle. Schließlich erwachte sogar der Paladin und wir setzten ihn sorgsam auf den neusten Stand.
Einmal noch sollte mein Herz ein paar Schläge aussetzen, als Annabells Hilferuf aus dem Generatorraum tönte. Arthur war aufgrund der Konzentration zusammengebrochen, doch er war am Leben und der Generator in einem gesicherten Zustand. Man legte ihn auf die Polstermöbel auf denen sich auch schon der Paladin erholt hatte und Annabelle, Melissa und ich bemühten sich um sein Wohl. Annabelle zeigte uns allen zudem ein ominöses Teil, welches sie aus dem Generator ausgebaut hatten. Es verspritzte abstoßende Schmiere und wurde in einen sicheren Behälter eingeschlossen. Sicher hatte dieses Dr. Elbeo Calmin eingebaut, als sich der Generator im Ruhezustand befand und indem sein Komplize heute den Generator gestartet hatte, wurde die Überhitzung des selbigen durch jenes Höllenwerkzeug ausgelöst.
Oh liebstes Tagebuch ich kann dir kaum die Erleichterung schildern, die mich überkam, als wir alle wieder in Sicherheit und bis auf den unglücklichen Mr. Reiter wohlbehalten waren. Zwar mussten wir uns alle einer einzelnen Befragung durch den Paladin unterziehen, doch im Gegensatz zu den Aufregungen des Abends war dies wohl kaum der Rede wert. Ich fürchte ein wenig die Reaktionen der Presse auf diesen Vorfall, womöglich werden zwielichtige Quellen es nicht als Anschlag, sondern als Fehlfunktion unseres Generators darstellen und damit die unnötige Hysterie in der Bevölkerung schüren. Außerdem wird es wohl grundlegende Änderungen bei Presstin Industries geben, sowohl im Hinblick auf den Tod unseres Direktors, als auch in Bezug auf die Sicherheitsmaßnahmen bei den Arbeiten an Generator und Äther und bei der Einstellung neuer Mitarbeiter, damit solch ein Vorfall niemals wieder geschehen kann.
Ich muss gestehen, dass die Ereignisse des heutigen Tages mich ermattet haben und ich die Bettruhe ersehne. Ich hoffe inständig, dass Meister Schlaf mich bald ereilen möge, mir der Schrecken eines Alpdrucks jedoch erspart bleibe. Somit will ich auch dich treuen Freund zur Ruhe betten, bis ich dir morgen den nächsten Tag schildern kann.
Herzlichst Lenora